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Manierismus im Reich der Lichter

Über die inflationäre Verwendung von LED-Licht

Ich habe schon des öfteren hier darüber geschrieben: Über das Auftauchen von Licht an jeder denkbaren und undenkbaren Stelle in unserem Leben.

Doch gestern hat mich ein Erlebnis doch erneut über diesen Wahnsinn, den wir betreiben, nachdenken lassen.
Ich bin wie immer in der Mittagspause zu meinem Kreditinstitut und wollte meine Kontoauszüge ausdrucken lassen. Da begrüßte mich ein neuer Kontoauszugsdrucker, der nicht nur die Auszüge ausdruckt, sondern der auch Belege und Buchungen entgegennimmt. Das ist ja eine gute Sache. Doch was mich dann doch aus der Fassung brachte, sind zwei seitliche Plexiglasscheiben, die blaugrün leuchten.
Also es ist nicht so, dass man in dem Vorraum kein Licht hätte und man zusätzliches Licht am Automaten bräuchte, um seine Vorhaben ausführen zu können.
Es ist auch nicht so, dass durch das Licht irgendetwas abgeblendet wird, dass mein Nachbar nicht zu mir rüber sehen kann.
Nein: Es soll wohl wirklich nur ein „scheinbar moderner Effekt“ sein. Anscheinend ist man inzwischen der Meinung, dass man Kunden nur doch solche Effekte an sich binden kann.

Diese beiden beleuchteten Scheiben werden sicherlich nicht viel Energie verbrauchen, aber es summiert sich.
Und dass in einer Zeit, in der wir alle angehalten werden Energie zu sparen.

Charakter-Beleuchtung als Wegweiser durch die Nacht?

Ein weiteres Beispiel, bei dem ich in dieser Woche die Luft angehalten habe: Ein Automobilhersteller rühmt sich nun mit dem Herausbringen eines beleuchteten Kühlergrills. Also nachts – und wohl auch tagsüber – hat man nicht nur die Scheinwerfer an – sondern dann leuchtet auch die Fläche dazwischen, damit der Vorausfahrende meinen tollen Autotyp auch im Dunkeln im Rückspiegel erkennen kann. Der Hersteller nennt das „Charakter-Beleuchtung“.

Also, seit der Einführung der LED kann man verfolgen, wie wir mit Licht vollgekleistert werden.
Und gerade im günstigen Möbelsegment versucht man wohl durch die zusätzlichen Lichteffekte Kunden zu locken.
Es werden billige Leuchten mit nichtaustauschbaren LED-Elementen hergestellt, die durch die Herstellung Energie und Ressourcen vernichten. Die Leuchten fliegen dann relativ schnell auf den Müll und verursachen dort das nächste Problem.

Wir sollten unseren Umgang mit Licht grundsätzlich überdenken

Ich bin schon längere Zeit ziemlich sicher, dass wir im privaten Haushalt mit der Beibehaltung der alten Glühbirne eine positivere Klimabilanz hätten, wie in der momentanen Situation. Und ich würde mich Interessieren, ob es darüber Erhebungen gibt.
Es gibt sicherlich Situationen, in der es sinnvoll ist auf energetisch günstigere Leuchten umzustellen.
Bei der Straßenbeleuchtung zum Beispiel, die zudem durch die Lichtverteilung nur nach unten auch für die nachtaktiven Tiere besser ist und an allen Orten, wo immer viel Licht da sein muss.
Auch die Vorteile der Lichtsteuerung möchte ich nicht verteufeln. Doch muss man sich schon fragen, ob man das alles wirklich braucht, angesichts unserer dramatischen Lage.
Ich kann nicht Freitags auf die Straße gehen und demonstrieren und abends meinen Gartenweg durch LED-Solar-Leuchten erhellen, die für mich in der momentanen Entwicklung nichts anderes sind als Sondermüll.

Wir müssen unseren Umgang mit Licht und Technik grundlegend überdenken. Alle smarten Systeme verbrauchen Material & Energie. Klar, wenn ich durchs Zimmer gehen muss und jede Leuchte einzeln anschalte, dann verbraucht das auch Energie, meine nämlich. Doch wir wissen ja alle, dass die Rettung unserer Welt nicht mit Bequemlichkeit zu schaffen ist.

Vielleicht wird in 20 Jahren unsere Zeit als Manierismus bezeichnet. Dass wir von allem mehr haben, als es für uns und unserem Planeten gut ist, das ist wohl jedem von uns klar. Es wäre schön, wenn dies auch bei dem ein oder anderen Designer ankäme.

Und wer Tipps für nachhaltige Beleuchtung will, der spricht mich einfach darauf an.